Misslungen
Drehbücher
Herbert Achternbusch
ISBN: 978-3-85252-168-8
21,5×15 cm, 338 Seiten, m. Abb., Hardcover m. Schutzumschl.
22,00 €
Lieferbar
In den Warenkorb
Kurzbeschreibung
»Niemandsland« 1990 | »I know the Way to the Hofbrauhaus« 1991 Kein Drehbuch | »Ich bin da« 1992 | »Ab nach Tibet« 1994 | »HADES« 1994 | »Picasso in München« 1996 | »Der geknickte Pinsel« 1996 | »Neue Freiheit keine Jobs« 1997 | »Wolkenkuckucksheim« 1998
»Mißlungen« wollte ich die Veröffentlichung der 7 unveröffentlichten Drehbücher nennen. Allerdings gibt es von »I know the Way« kein Drehbuch.
»Niemandsland« ist gewiß mißlungen. Es ist mir ja kaum ein Film so mißlungen. Mißlungener sind nur andere Filme, die allerdings nicht von mir stammen. Wenigstens ist mir nie etwas mit beängstigender Gediegenheit danebengeraten. Auf meine Prosa soll ein Loblied singen, wer will. Aber daß »Niemandsland« das erste Drehbuch war, das ich nicht meinem Gesamtschriftwerk einordnete in der Reihenfolge, in der es entstanden ist, spricht für sich. Ein Glaube war verloren, eine Hoffnung zerbrochen. Es konnte mir einfach niemand mehr folgen. Die Hunde befinden sich alle auf der Jagd, da haben sie ihr Ziel.
Die roten ägyptischen Kastanienbäume blühen wieder den Hofgarten entlang. Ihr Rot verleiht dem Himmel eine andere Gegend. Wahrscheinlich mein einziger gelungener Film: »I know the Way to the Hofbrauhaus.« Gleich gar kein Text mehr. Der Stummfilm hat an die 50 Zwischentitel mit Musikbegleitung. Immer wieder bitte ich die Musik, aber Musik hält mich nicht wach. Diese Tage blühen wieder diese Kastanien und ich kann es ihnen nicht antun, die Veröffentlichung meiner letzten Drehbücher »Mißlungen« zu nennen, als kränkte ich gar mit dem Titel die Kastanien. Elvis Presley einen röhrenden Hirsch zu nennen, macht mir nichts aus, denn Hirsche sind eh zu groß für diese Gegend, auch Hirschkühe, die sich das Geröhre anhören. In diesem Film habe ich alte persische Musik. Ein Sänger singt von der Liebe im Rot der Kastanienblüten und im Takt ihrer im Wind wippenden Zweige.
Da fällt mir ein Foto in die Hände zu dem Film »Ich bin da«. Kirsten Däne lacht. Man stelle sich vor: dieses Foto als Umschlagbild mit dem Titel »Mißlungen« und darunter die lachende Kirsten. Das kann ich ihr nicht antun. Zu sehr verehre ich sie.
Dem Film sein Mißlungen nachzuweisen, dürfte einfach sein. Gelungen ist ja etwas, was ich partout nicht verstehe. Es gelingt doch nie etwas. Kaum ist etwas gelungen, ist es schon altmodisch. Was schief geht, merkt man sich. Wen interessieren heute noch die Siege über die Indianer, die waren doch wirklich gelungen. In diesem Film fühlte ich mich befreit. Sollte Gert Voss wirklich krank sein, als er mich im Stich ließ? Und ich den Konquistator spielte, was mir gründlich mißlungen ist. Mir reichte es, daß es eine katholische Mär ist, die behauptet, daß die Azteken Hunderttausende opferten, was niemand gesehen hat. Ich dachte mir, dann mach ich gar nichts mehr. Trink einen Wein und schau auf die Berge. Was ich sehe ist ja immer so schön wie von Carl Philipp Fohr, und den Drang, es darzustellen, schenke ich mir mit der Behauptung: Die Landschaft ist von mir: die blauen Schenkel und der Dunst dazwischen.
Mehr als »Ab nach Tibet« kann kein Film mißlingen. Das darf ich Annamirl Bierbichler nicht antun. Sie spielte aus eigen Stücken zum letzten Mal mit. Kirsten war ja nicht mehr zu gewinnen. Nie war Annamirl nur Ersatz, immer die eigene Königin. Untergehen konnte ich, das ist mir immer gelungen. In der Vita von Fohr schreibt so ein Überlebenstrottel, daß seine Freunde tatenlos zusehen mußten, wie der Zweiundzwanzigjährige vor ihren Augen ertrank. Hieß es nicht gelungener, daß Carl Philipp Fohr zusehen mußte, wie seine Freunde ihm zusahen, während er ertrank? Schon in »Ich bin da« habe ich den Weinberg nicht gefilmt wie ich ihn sah: hell, schwarzweiß und grün eingefärbt, so wurde es ein buntes Kasperletheater. Bester Freund hat nur den Kopf geschüttelt. Im Wirtshaus grüßt man mich schon, aber dann gleich ein Kopf schütteln und: Ab nach Tibet. Auch Frau Tobschall wehrt nur ab, wenn der Film auf einem Festival laufen soll, wie jetzt bei den Brüdern Kaurismäki inmitten von Lappland: Um Gottes Willen! Um den geht es aber nicht. Zu »HADES« mag ich partout nichts sagen. Und zu »Picasso in München« kann man einiges, in »Der letzte Schliff« nachlesen. Und »Der geknickte Pinsel«? Den mache ich gar nicht mehr. Wenn ich Glück habe, mache ich dort weiter, wo er aufhört: in der Steinzeit. Und da meint Kaurismäki, daß es n aufhört: in der Steinzeit. Und da meint Kaurismäki, daß es nur einen Filmemacher gibt, der besser ist als er, nämlich ich.
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Alexanderschlacht
Bier
Der Weltmeister
Die Reise zweier Mönche
Dschingis Khans Rache
Duschen
Ein Wikinger
Gesamtausgabe Band 3 [4 Bücher]
Guten Morgen
HINUNDHERBERT
Ich als Japanerin
In der Dämmerung
Ist es nicht schön zu sehen wie den Feind die Kraft verlässt
Karpfn
Kopf und Herz
Liebesbrief
Mein Vater heißt Dionysos
Schlag 7 Uhr
Schnekidus
Von Andechs nach Athen
Weiße Flecken