Haibach erinnert sich
Pfarrchronik von 1641 bis 2024
Horst Pühringer, Max Kaltseis
ISBN: 978-3-99126-319-7
24,5×17 cm, 512 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb., graph. Darst., Kt., Hardcover m. Lesebändchen
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Kurzbeschreibung
Eine Pfarrchronik in Buchform – das ist ein seltenes Ereignis. Über Jahrhunderte wurden von den Pfarrern persönliche Eintragungen verfasst, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Wichtige Ereignisse im Pfarrgeschehen, aber auch politische Umwälzungen und Katastrophen finden Eingang in dieses „Pfarr-Tagebuch“, das neben Informationen auch den persönlichen Charakter der einzelnen Chronisten spiegelt.
„Wir sind ja nur der verlängerte Arm der Geschichte“, dieser Gedanke ist bei der Übertragung aus der Kurrentschrift immer mehr gereift. Jeder Einzelne ist Teil dieser Geschichte. Wir verdanken unser Leben unzähligen Leben vor uns. Jeder von uns ist das Endglied einer langen Kette besonderer Fügungen. Da dürfen wir schon ein wenig dankbar sein – vor allem, wenn wir verantwortlich in die Zukunft denken. Kommende Generationen gibt es nur durch unser Ja zum Leben, all unser Tun – und Nicht-Tun – hat Auswirkungen auf deren Leben.
Aber auch Kirche an sich ist von uns abhängig. Wir entscheiden, ob sie Zukunft hat oder in Bedeutungslosigkeit versinkt. Da ist jeder Einzelne gefragt. Kirche braucht dich! Auch das will die Pfarrchronik vermitteln.
Rezensionen
Katharina Bocksleitner: Die Geschichte der Pfarre Haibach als Buch erhältlichDer Autor Horst Pühringer aus Haibach hat die Haibacher Pfarrchronik gemeinsam mit Max Kaltseis aus der Kurrentschrift übertragen und der Allgemeinheit als Buch zugänglich gemacht.
Seit zwei Jahren arbeitet Pühringer (Autor von „Wenn die Glocken nach Rom fliegen“ und „Probeliegen. Dorfgeschichten“ – Tips berichtete) mit Kaltseis an der Übertragung der in Kurrentschrift verfassten Pfarrchronikbände. Darin wird die Geschichte der Pfarre seit dem Jahr 1641 bis zur Integration in die Großpfarre „EferdingerLand“ 2024 erzählt. Dabei gilt zu bedenken, dass eine Chronik kein wissenschaftliches Werk ist, sondern eine persönliche Niederschrift von Ereignissen im Pfarrleben, die der jeweils amtierende Pfarrer festhalten wollte. Diese Auswahl ist subjektiv und gleicht eher einem Tagebuch aus Sicht des Chronisten.
Die Haibacher Pfarrer berichten
Der erste Chronist Pfarrer Franz Berger trug Notizen seiner Vorgänger aus 250 Jahren zusammen, sichtete, wählte aus, notierte und stellte geschichtliche Zusammenhänge her. Sein Blick auf die Pfarre war zum großen Teil der eines Verwalters und Gestalters. Pfarrer Heinrich Maria Zach dagegen sah sich als „Pfarrherr“ autoritär über den Dingen. Er hatte keinen Zweifel an der Richtigkeit seiner Überlegungen. Pfarrer Waslmayr führte die Pfarre Haibach durch die schwerste Prüfung: Als er 1937 antrat, stand der Zweite Weltkrieg vor der Tür. Die Kirche verlor im politischen Leben ihren bis dahin unangetasteten Stellenwert, gleichzeitig war sie der Hafen für die Millionen Hoffnungslosen und Verzweifelten. Gestärkt trat sie aus der Krise und konnte noch einmal Größe entfalten. „Waslmayr ist als Chronist sehr analytisch, räumt den politischen Entwicklungen viel Raum ein, bezieht klar Stellung, eckt an. Zweimal wurde er von der Gestapo vorgeladen. Ein mutiger Geist des Widerspruchs – ein Vorbild“, erklärt Pühringer.
Die Pfarrchronik als Buch
Der Haibacher Autor hat aus persönlichem Interesse damit angefangen, die Pfarrchronik aus der Kurrentschrift zu übersetzen. Bei dieser Arbeit wurde ihm schon bald klar, dass die darin enthaltenen Geschichten auch für andere Menschen interessant sein könnten. So entstand die Idee, ein Buch daraus zu machen, um sie vor allem der Haibacher Bevölkerung, aber auch den Menschen aus den umliegenden Gemeinden zugänglich zu machen. „Die Jahre 1971 bis 2024 werden anhand der Pfarrbriefe – ergänzt um wichtige Ereignisse aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben in unserer Pfarre, was natürlich nur unvollständig sein kann – rekonstruiert. ,Wir sind ja nur der verlängerte Arm der Geschichte‘, dieser Gedanke ist bei der Arbeit immer mehr gereift. Das Leben eines jeden Einzelnen von uns ist Teil dieser Geschichte“, erzählt Pühringer. Die Fotos, die die Geschichte der Haibacher Pfarre im neuen Buch abbilden, hat der Autor aus der Gemeinde-Topothek, für die er sich ebenfalls sehr engagiert. […]
(Katharina Bocksleitner, Rezension in den Tips Ausgabe Eferding/Grieskirchen, KW #27/2024, S. 10, online veröffentlicht am 2. Juli 2024)
https://www.tips.at/nachrichten/eferding/land-leute/651437-die-geschichte-der-pfarre-haibach-als-buch-erhaeltlich
Agnes Nöhammer: Pfarrgeschichte von 1641 bis 2024 auf 509 Seiten
„Haibach erinnert sich“: Ende August wird die 509-seitige Pfarrchronik von den Haibachern Horst Pühringer, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Dachsberg, und Max Kaltseis, Amtsleiter der Gemeinde Hinzenbach, erscheinen. Im Interview mit MeinBezirk berichtet Pühringer unter anderem von Herausforderungen beim Schreiben der Chronik und von gefürchteten und politisch interessierten Pfarrern der Gemeinde, die in dem Buch verewigt sind.
[MeinBezirk]: Sie und Max Kaltseis sind die Verfasser der Chronik, oder?
[Pühringer]: Die ersten drei bereits vorhandenen Chronikteile (1641 bis 1971) habe ich aus der Kurrentschrift übertragen und kommentiert. Die Pfarrchronik ist eine wörtliche Übertragung der Vorlagen mit allen sprachlichen und inhaltlichen Eigenheiten, um Authentizität zu wahren. Sie ist aber von mir kommentiert, d.h. es gibt viele Anmerkungen meinerseits, die zusätzliche Informationen/Recherche-Ergebnisse bringen, Begriffe erklären oder kritische Überlegungen zu heute unpassenden Formulierungen anstellen. Die letzten 50 Jahre sind durch die Pfarrbriefe von Kaltseis zusammengefasst worden und von mir aktualisiert und ergänzt worden.
Was war der Anstoß, die Pfarrchronik zu verfassen?
Den Wunsch hege ich eigentlich schon seit ein paar Jahren, aktuell wurde er mit der Entdeckung der Zeitkapsel in der Turmkugel unserer Pfarrkirche. Die Dokumente/Urkunden darin sind, weil sie niemand entziffern konnte, bei mir zum Übertragen beziehungsweise Übersetzen gelandet. Das hat mich eingefangen und ich habe zu recherchieren begonnen. Geschichte ist ja schon immer mein Steckenpferd, im Literaturkunde-Unterricht – ich war Deutschlehrer am Gymnasium Dachsberg – geht es nicht anders. Literatur oder alles Schriftliche steht immer in Beziehung zu den herrschenden Zeitumständen, vieles wird erst im historischen Kontext verstehbar. Das gilt für alle Zeiten, auch für heute. Ich halte Geschichtsunterricht in allen Schultypen, auch für Lehrlinge, für unverzichtbar.
Wie viele Seiten hat die Chronik?
509 Seiten. Das Besondere ist das Personenregister: Hier findet man zu mehr als 1.000 Personen die Seitenangaben, wo sie in der Chronik vorkommen. Dazu gibt es auch an die 500 Fotos, die zum Entdecken einladen und bis 1870 zurückreichen. Darunter ein besonderes Schmankerl, ein Aquarell aus dem Jahr 1817, das unsere Pfarrkirche mit Zwiebel-Turmdach zeigt. Das wusste bislang niemand, darauf bin ich besonders stolz. Wenige Jahre später ist dieses Dach übrigens abgebrannt und es wurde dann als eher unförmiges Spitzdach ersetzt, das schon 1886 wieder weichen musste.
Was beinhaltet die Chronik?
Im Wesentlichen die Chronikbände von Pfarrer Franz Berger, dem ersten Chronisten, Pfarrer Heinrich Maria Zach und Pfarrer Waslmayr. Die folgenden Jahrzehnte sind rekonstruiert aus Pfarrbriefen und Erinnerungsvermögen. Eine Pfarrchronik ist wie ein Pfarr-Tagebuch. Die einzelnen Schreiber haben darin Ereignisse festgehalten, die ihnen im Augenblick wichtig erschienen. Das geht von Anekdoten, Unglücken, Unwettern, politischen Umwälzungen bis hin zu persönlichen Befindlichkeiten. Pfarrer Zach zum Beispiel war ein Choleriker mit Durchsetzungsvermögen. Die Leute habe ihn wohl gefürchtet, wenn er persönlich zur Haussammlung erschien. Schnell sprach er von einem Gottesurteil, wenn ein „Schäfchen“ auf die falsche Bahn kam und ein Unglück hatte. Pfarrer Waslmayr dagegen war politisch sehr interessiert. Die Umwälzungen der späten 30er-Jahre und die Machtübernahme der Nazis hat er treffend beobachtet und bewertet. Zweimal wurde er aufgrund seiner ablehnenden Haltung der Gestapo vorgeführt. Ich hatte ihn noch in der Volksschule als greisen Religionslehrer, heute sehe ich in ihm ein großes Vorbild.
Den Schlusspunkt unserer Chronik setzt das Jahr 2024, mit diesem Jahr wurde unsere Pfarre in die Großpfarre „EferdingerLand“ integriert und hat damit aufgehört, als eigenständige Pfarre, die sie seit 1714 war, zu existieren.
Was waren Herausforderungen beim Schreiben des Buches? Was ging dabei leichter?
Herausfordernd waren die einzelnen Handschriften. Kurrent zu lesen ist ja nicht so schwierig, aber die Eigenheiten der einzelnen Handschriften, Schlampigkeiten wie fehlende Buchstaben oder auch ganze Wörter, Rechtschreibfehler, die auch sinnstörend sein können – das alles hat oft stundenlange Pausen beziehungsweise Vergleiche erzwungen, um weiterzukommen. Es gab aber auch inhaltliche Fehler (falsche Namen etwa), die den Pfarrern passiert sind und die richtiggestellt werden mussten. Die Abschreibarbeit beziehungweise Übertragung aus der Kurrentschrift war dabei der leichtere Teil, die oft mühsame historische Recherche war sehr zeitaufwändig, aber interessant und spannend. Das sieht man leider am Ergebnis nicht. Man macht da tolle Entdeckungen. Parallel dazu arbeite ich ja an der Topothek Haibach, einem Fotoarchiv, das hat mir viele Informationen geliefert. Oft verweise ich bei einem Foto auf dieses digitale Nachschlagewerk.
Wie viele Arbeitsstunden stecken in dem Buch?
Ich habe nicht gestoppt oder Aufzeichnungen über den Zeitaufwand geführt, aber alleine heuer habe ich schon mehr als 1.000 Stunden daran gearbeitet. Ich bin ja in Pension und habe daher Zeit, die so sinnvoll genützt ist. Die Erstellung des Personenregisters, da habe ich dann doch etwas mitgeschrieben, hat alleine mehr als 200 Stunden in Anspruch genommen. Es ist bzw. war ja eine spannende Arbeit, da schaut man nicht auf die Uhr. Zeit verfliegt ja geradezu, wenn der Geist eingefangen ist. […]
(Agnes Nöhammer für MeinBezirk Grieskirchen & Eferding im Gespräch mit Horst Pühringer, online veröffentlicht am 22. Juli 2024)
https://www.meinbezirk.at/grieskirchen-eferding/c-lokales/pfarrgeschichte-von-1641-bis-2024-auf-509-seiten_a6810156