Das Reich meiner Mutter
Erinnerungen
Elfriede Schüsseleder
ISBN: 978-3-99126-309-8
19,5×13 cm, 160 Seiten, m. 12 S/W-Abb., fadengeheftetes Hardcover
20,00 €
Neuerscheinung
In den Warenkorb
Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
Sie liebte das Gute, Wahre und die Schönheit.
Die Josefa ist zwei Jahre alt, als der erste Weltkrieg beginnt und der Vater überlebt ihn nicht. Als der Krieg endet, fängt für sie die große, persönliche Herausforderung ihres Lebens an: Krankheit.
Auf einem kleinen Bauernhof, im süd-westlichen Niederösterreich, nach dem Krieg, gibt es keine Möglichkeiten für wirksame medizinische Behandlung. Sie erduldet unmenschliche Schmerzen, Einsamkeit, erhält nur unzureichende Schulbildung – und wächst doch heran zu einer hübschen, selbstbestimmten jungen Frau mit großer, innerer Kraft. Urvertrauen in die gütige Vorsehung kann man es nennen.
Sie kann ihren Wunsch, Schneiderin zu werden, mit viel Ausdauer und Entbehrungen verwirklichen, und auch ihre Sehnsucht nach einer eigenen Familie wird erfüllt. Aber sie und ihr „Auserwählter“ könnten gegensätzlicher nicht sein, dementsprechend turbulent gestaltet sich das Eheleben der beiden. Sie wird das Zentrum der Kraft, das diese Familie, mit vier Kindern, zusammenhält. Durch alle Geldnöte und krankheitsbedingte Erschwernisse hindurch, geht sie mit Humor, Disziplin, Liebe und einer gesunden Portion Hartnäckigkeit ihren Weg, bis zu einem würdevollen Ende hin.
Sie war meine Mutter.
„Das Reich meiner Mutter ist das Buch, das ich jedem zu Weihnachten wünsche.“ (Felix Mitterer)
Rezensionen
Almuth-Klara Kristler: Das Leben einer unglaublich tapferen und mutigen Frau, zutiefst berührend!„Es ist die Liebe, um die es geht!“ Sie kann überall sein und hängt nicht vom Geld und von Äußerlichkeiten ab, es ist die „Muatta“, der „Votta“ und fürs Sefferl sind es ihre Kinder! Dem „Sefferl“, dem in ihrer Kindheit prophezeit wurde, dass es nicht lange leben und keine Kinder bekommen wird. Ihre Lebensgeschichte hat mich zutiefst berührt, so klar und in die Tiefe gehend, manchmal wird’s beim Lesen „schwer auf der Brust“, ich konnte nur innehalten und über das Gelesene nachdenken. Die Biografie einer unglaublich tapferen und mutigen Frau, ein Schicksal, gezeichnet von Krankheit, Verlust, Überlebenskampf … und einer nie endenden Liebe zu ihren Kindern. Unerschütterlich in ihrem Glauben, immer bereit zu helfen, zu verzeihen, aufzubauen und neu zu beginnen. Eine Hommage an ein Leben, wie es war und eine Sprache, so wie dieses Leben: ehrlich, schnörkellos und mit einer Aussagekraft, die man zutiefst empfinden kann, wo Worte nicht mehr reichen. Tiefster, aufrichtiger Respekt und Bewunderung für diese großartige Frau, die ich durch die Lektüre „kennenlernen“ durfte und äußerst dankbar darüber, dass dieses Buch mich „gefunden“ hat!
(Almuth-Klara Kristler, Buchtipp veröffentlicht auf der Webseite der Buchhandlung Heyn in Klagenfurt)
https://www.heyn.at/item/72818647
Ulrich Musa-Rois: Theater als erzähltes Leben
Die gebürtige Waidhofner Schauspielerin Elfriede Schüsseleder veröffentlicht ein Buch über das Leben ihrer Mutter im Verlag Bibliothek der Provinz.
Die gebürtige Waidhofner Schauspielerin Elfriede Schüsseleder veröffentlichte vor wenigen Monaten eine CD mit Hildegard-Knef-Liedern, im September folgte ein Buch über das Leben ihrer Mutter Josefa Schüsseleder. Die NÖN sprach mit der Künstlerin über ihre Schauspielkarriere und ihre Erstlingswerke als Sängerin und Autorin.
Schüsseleder wuchs in Waidhofen auf und begann sich schon in ihrer Jugend für Schauspiel und Lyrik zu interessieren. Als Schülerin spielte sie mehrmals bei den Schlosshofspielen Waidhofen mit, unter anderem als Salome in Nestroys „Talisman“. Sie besuchte die Schauspielschule Krauss in Wien und trat danach direkt ihr erstes Engagement am Luzerner Theater an. Im Anschluss war sie 18 Jahre lang am Klagenfurter Stadttheater tätig. 26 Jahre war sie Mitglied des Ensembles der Komödienspiele Porcia.
Es folgten mehrere Theaterjahre in Deutschland, unter anderem am Theater Aachen und am Schauspiel Frankfurt. Danach kehrte sie nach Wien zurück, wo sie am Volkstheater spielte und ab 2004 fixer Bestandteil des Ensembles des Theaters in der Josefstadt war. In dieser Zeit unterrichtete sie auch als Dramatiklehrerin an der Schauspielschule Krauss und führte Regie bei vielen Produktionen der Schule.
Regelmäßig gastierte sie auch an niederösterreichischen Bühnen, so zum Beispiel 2013 beim Theatersommer Haag in der Uraufführung von Felix Mitterers „Jägerstätter.“ Immer häufiger war sie auch im Bereich Film und Fernsehen tätig.
Ihre große Liebe gilt aber nach wie vor der Bühne, wie die Schauspielerin erklärt: „Ich denke, dass das Theater nach wie vor eine große Funktion in der Gesellschaft hat. Theater hat mit erzähltem Leben zu tun. Wenn das auf der Bühne, direkt vor dem Publikum stattfindet, kann etwas Magisches entstehen.“
Hildegard Knef auf Wienerisch
Nichtsdestotrotz freut sich Schüsseleder aber auch, seit Kurzem mehr Zeit für andere kreative Unternehmungen zu haben, da sie seit dem Vorjahr nicht mehr fix am Theater ist.
Eines dieser neuen Projekte ist das Album „Durch deine Aug’n: Knef Lieder“, das im Juni auf dem Wiener Label Acre of Bacon Records erschien und durch Hoanzl vertrieben wird. Darauf übertragen Schüsseleder und ihre Band Lieder von Hildegard Knef ins Wienerische und gleichzeitig auch in ein neues musikalisches Gewand.
„Ich fand immer, dass Knefs Texte in Verbindung mit der hervorragenden Musik, die ihre Musiker dafür geschrieben haben, etwas sehr Poetisches, aber auch Trockenes haben“, meint Schüsseleder. „Dem wollte ich ein Pendant gegenüberstellen. Ich liebe ja die Weichheit der österreichischen Sprache und so entstanden Knef-Lieder im wienerisch-niederösterreichischen Dialekt.“
Literarisches Denkmal für ihre Mutter
Nach dramatischer und lyrischer Literatur widmet sich die Schauspielerin in ihrem neuesten Projekt nun der Sprache in Prosaform. Im Verlag Bibliothek der Provinz erschien vor Kurzem ihr Buch „Das Reich meiner Mutter“. „Ich wollte immer schon Menschen erzählen, auch im Schauspiel wollte ich immer hinter die Fassade der Figuren blicken, um auszuloten, was sie bewegt. Da liegt das Schreiben über Personen, die man gerne verstehen möchte, gar nicht so fern“, meint Schüsseleder.
Ihre Mutter Josefa Schüsseleder wuchs auf dem „Kerschbaumerhof“ im heutigen Waidhofner Ortsteil Wirts auf und führte später mit ihrem Mann eine Maßschneiderei am unteren Stadtplatz, wo die Familie auch wohnte. Mit dem Buch wollte Schüsseleder ihrer Mutter ein Denkmal setzen. „Je älter ich werde, desto klarer wird mir, wie viel Mut meine Mutter aufgebracht hat. Trotz großer Schwierigkeiten und Krankheit ist sie immer im Leben gestanden. Sie war etwas ganz Besonderes und hatte eine große Herzensbildung“, erzählt die Autorin. „Jetzt, wo man selbst auch die Tücken des Älterwerdens kennenlernt, denke ich mir immer wieder: Mein Gott, was für eine tapfere, mutige Frau!“
Derzeit arbeitet Schüsseleder an einem Buch mit Erzählungen sowie an eigenen Liedtexten im Dialekt. Regelmäßig zieht es sie auch in ihre Heimatstadt, wie sie berichtet: „Wir kommen mehrmals im Jahr, um das Grab der Eltern zu pflegen, und spazieren dann auch gerne durch die Stadt. Was uns etwas traurig macht, ist, dass es leider viel Leerstand gibt.“ […]
(Ulrich Musa-Rois, Rezension in der NÖN Ausgabe Ybbstal Woche 44/2024, S. 16)
https://www.noen.at/ybbstal/portraet-elfriede-schuesseleder-theater-als-erzaehltes-leben-440484894
Renate Wagner: Ein heldenhaftes Alltagsschicksal
Es ist mittlerweile schon Jahrzehnte her, dass man die „Geschichte von unten“ entdeckt hat. Dass nicht nur Kaiser, König, Edelmann und Künstler es wert sind, ihnen mit Biographien nachzuspüren, sondern auch ganz „gewöhnliche“ Menschen, deren Leistung „nur“ darin bestand, ihr Leben (meist ein schweres) mit bewundernswerter Kraft und Stärke gemeistert zu haben.
So wie jene Josefa aus dem niederösterreichischen „Kerchbaumerhof“ zwischen Ybbs und Enns. Geboren 1912, gestorben 96jährig schon im nächsten Jahrtausend, eine Leidensgeschichte, wenn es je eine gab, und doch vor allem eine Durchhalte-Parabel, zu der auch die tiefe Frömmigkeit dieser Frau beigetragen hat.
Josefa, die „Sefferl“, wie man sie in der Kindheit nannte, wurde später die Mutter der Schauspielerin Elfriede Schüsseleder, die nun die Geschichte der Mutter und (ab Seite 65, wo sie selbst zur Welt kommt) ihre eigene als Augenzeugin niedergeschrieben hat.
Und das in jenem Erzählton, in dem man ihr wohl das Leben ihrer Mutter vor ihrer Geburt geschildert hat, keine literarische Sprache, eine schöne, warme, erzählte, voll Verständnis und Mitgefühl. Denn ihre Mutter litt lebenslang, ihre Krankheit machte sie, brutal gesagt, zum Krüppel auf Krücken, und doch meisterte sie ihr Leben, das Schlimmes mit ihr vor hatte, bewundernswert.
Es war nicht leicht für das meist kranke Mädchen vom Bauernhof den Wunsch, Schneiderin zu werden, durchzusetzen, anfangs vazierte sie nach der erfolgreichen Lehre von Hof zu Hof, von Haus zu Haus, um ihre Dienste anzubieten. Aber sie hatte offenbar eine besondere Begabung für ihren Beruf, den sie lebenslang gerne ausübte. Und einen Schneider heiratet, den Hans, der zwar kein hundertprozentiger Gewinn war, ihr aber jene vier Kinder gab, die sie sich wünschte – Hans, den ältesten Sohn (später ein erfolgreicher Unternehmer in Schweden und Südamerika) und das Dreimäderlhaus Hermelinde, Lisbeth und die „Friedi“, die 1951 geborene Elfriede, die sich ab 17 ihren Wunsch erfüllte, Schauspielerin zu werden. Und nebenbei liest man, wie einfache Leute die Zwischenkriegszeit, den Nationalsozialismus und den Krieg, die Nachkriegszeit mit Wirtschaftswunder bis fast heute durchlebt haben.
Der Gatte war stets Josefas Problem, zwar musisch hoch begabt (was er an die Kinder weitergab), aber einer, der auch gerne zu viel trank und zu viel nach anderen Frauen Ausschau hielt. Eines Tages ließ er Josefa und die Kinder mit einem Berg Schulden sitzen und zog zu seiner Freundin. Die warf ihn, da er kein Geld mehr hatte, bald hinaus, und Josefa, die sich als Christin nie hatte scheiden lassen und an Vergebung glaubte, nahm ihn wieder auf… Er starb an Demenz.
Josefa, die Frau, die nie aufgab, wurde 96 Jahre alt, am Ende ans Bett gefesselt. Sie gab der Leidenschaft ihrer Jugend nach, las von früh bis spät, telefonierte mit den Kindern und starb in Frieden. Das Glück dieser Kinder war ihr eigenes, und auf die Frage, ob sie je bereut hätte, den Hans geheiratet zu haben, sagte sie: Nein, sonst hätte ich ja die Kinder nicht gehabt…
Elfriede Schüssseleder hat keine übliche Schauspieler-Biographie (die oft sehr eitel ausfallen) geschrieben, sie berichtet nicht von Rollen und Karrierestationen, sie ist hier nur als Tochter beteiligt. Den Beruf erwähnt sie nur, wenn sie oft zu spät kam – zum Tod des Vaters, zum Tod des eigenen Gatten, weil sie auf der Bühne stand. Ob sie wohl einmal zu ihrem eigenen Tod zu spät kommen wird, fragt sie sich…
Aber im Grunde geht es nur um die Mutter. Eine dankbare Tochter hat in Bewunderung dieses Buch der Liebe aufgezeichnet.
(Renate Wagner, Rezension für den Online-Merker veröffentlicht am 31. Oktober 2024)
https://onlinemerker.com/elfriede-schuesseleder-das-reich-meiner-mutter/