Gerald Brettschuh – Am Wasser
[Frühstücke · Am Wasser · Susanna im Bade]
Gerald Brettschuh
ISBN: 978-3-99126-315-9
34,5×24,5 cm, 220 Seiten, zahlr. farb. Abb., fadengeheftetes Hardcover | Limitierte Auflage
47,00 €
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Kurzbeschreibung
In seinem Drei-Kapitel-Bilderbuch am Wasser setzt Gerald Brettschuh das Paraphrasenthema ‚Le déjeuner sur l’herbe‘ (Manet / Picasso) von 2021/2022 fort. In wenigen Monaten entstanden an die sechzig Blätter. Alle im Format 70×100 cm, works on paper, Zeichenkohle + Pigmentfarben. Das Frühstücksthema geht über in Badeszenen am Meer, See, Fluss, Tümpel und mündet in das alte ‚Susanna im Bad‘-Thema. Die Badewanne kommt ins Bild.
Die Brettschuhsche Fabulierlust ist groß, anregend, ansteckend. Man möchte zu Pinsel und Papier greifen und weiterstricken. Irgendwie erinnert die Serie an Comics der Welt. Hier ist ein Künstler am Werk, der im Laufe seines langen Lebens (*1941) abertausende Frauenkörper, Frauenfiguren zeichnete und malte. Die Freiheit dieser Bilder in Thema, Inhalt und Ausführung (Technik) ist bewundernswert.
Wasser ist Leben, fließend wie Brettschuhs Strich. Fließ’ weiter, Brettschuhscher Zeichenfluss!
Die Damen erklärten sich gerne bereit mitzugehen. Ohne den jungen Männern ein Wort zu sagen, riefen sie eine Dienerin und machten sich auf den Weg. Nachdem sie kaum mehr als eine Meile gewandert waren, langten sie im Frauental an, in welches sich ein enger Fußweg hineinschlängelte, an dessen Seite ein kristallklarer Bach dahinplätscherte. Der Anblick des Tales aber war um diese Stunde des Tages, wo die Hitze noch groß war, ganz besonders schön und anziehend. Wie mir später eine der Damen berichtete, war die Sohle des Tales so rund, als wäre sie mit dem Zirkel abgemessen, wenngleich sofort ersichtlich war, daß hier ein Meisterwerk der Natur und keins von Menschenhand vorlag. Das Tal hatte eine Ausdehnung von etwa einer Meile und war von sechs kleinen Bergen von geringer Höhe umschlossen, auf deren Gipfel sich Landhäuser erhoben, die fast wie kleine Burgen anmuteten. Die Abhänge der Berge fielen in Terrassen zum Tal hernieder, wie man wohl in Amphitheatern die Sitze von der höchsten bis zur tiefsten Reihe wohlgeordnet sich senken sieht, ihren Ring immer mehr und mehr verengend. Die Abhänge, die nach Süden zu herabfielen, waren von Weinstöcken, Oliven- und Mandelbäumchen, Kirschen, Feigen und vielen anderen Obstbäumen so eng bestanden, daß kein Fleckchen Boden ungenutzt geblieben war.
In dieses anmutige Tal also waren die Damen gekommen. Nachdem sie sich nach allen Seiten umgeschaut und die Schönheit des Ortes bewundert hatten, beschlossen sie beim Anblick des kleinen Sees zu baden, da die Hitze unerträglich geworden war und niemand sie hier belauschen konnte. Sie befahlen ihrem Mädchen, auf dem Wege zu bleiben, der in das Tal hineinführte, und sie zu warnen, wenn irgend jemand sich nähern sollte. Dann legten alle sieben ihre Gewänder ab und stiegen ins Wasser, das ihre schimmernden Körper nicht mehr verbarg als ein zartes Glas eine rote Rose. Das Wasser wurde, auch als die Damen darin herumplätscherten, nicht im geringsten getrübt, und sie begannen voller Vergnügen den Fischen, die sich nur schlecht vor ihnen verbergen konnten, nachzujagen und versuchten, sie mit den Händen zu greifen.
(Text: Die zehnte Geschichte aus dem DEKAMERONE des Giovanni Boccaccio, 1313–1375)
[Mit einem Textauszug von Giovanni Boccaccio |
Hrsg.: Gerald Brettschuh, Christiane Brettschuh]
[artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Gerald Brettschuh – Diana und Aktaeon
Gerald Brettschuh – Figuralien
Gerald Brettschuh – Frühstücke
Gerald Brettschuh – Horsemen
Gerald Brettschuh – Landschaft
Gerald Brettschuh – Leib und Seele
Gerald Brettschuh – Maler und Modell
Gerald Brettschuh – Mein Land
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Gerald Brettschuh – Odysseus kommt
Gerald Brettschuh – Venusbretter 2
Gerald Brettschuh – Venusbretter 3
Gerald Brettschuh – Venusbretter [1]