Von Schwarza und Leitha
Eine ungewöhnliche Flussgeschichte
Heinz Wiesbauer
ISBN: 978-3-99126-263-3
27,5×21,5 cm, 208 Seiten, zahlr. vierfärb. Abb., graph. Darst., Kt., Hardcover
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Kurzbeschreibung
Die Schwarza und die Leitha haben von Natur aus eine sehr innige Verbindung zum Untergrund. Sie fließen auf einem eiszeitlichen Schotterkörper und dabei versickert viel Wasser. Wasser, das den Flüssen oftmals abgeht, für den Menschen aber dennoch ein Segen ist, da es eines der größten Grundwasservorkommen Mitteleuropas – die Mitterndorfer Senke – speist.
Die Schwarza und die Leitha mussten zum Nutzen der Menschen schon sehr früh gehörigen Aderlass leisten. Erstmals wurde Wasser im großen Stil abgezweigt, als man im 12. Jahrhundert den Kehrbach zur Versorgung von Wiener Neustadt anlegte. Sein etwa 16 Kilometer langes, künstliches Gerinne zählt zu den ältesten wasserbaulichen Großprojekten des Landes.
Ab dem Spätmittelalter errichtete der Mensch zahlreiche Wasserräder zur Nutzung der Wasserkraft. Da Hochwasser immer wieder eine Spur der Verwüstung zogen, baute man diese nicht direkt im Fluss, sondern schuf Mühlbäche, die oft mehrere Betriebe mit Triebwasser versorgten. So entstand im Schwarza- und im räumlich anschließenden Leitha-Tal eine Vielzahl künstlicher Gewässer, die das Wasser über kürzere oder längere Strecken ausleiten. An den Ufern der Mühlbäche entwickelte sich eine vielfältige Gewerbelandschaft.
Der Flusslauf der Schwarza und der Leitha wurde im Laufe der Zeit massiv verändert. So wurde die ehemals stark mäandrierende Leitha mittels zahlreicher Durchstiche begradigt und auf einen großen Abfluss ausgebaut. Das Gerinne ist heute zumeist nach einheitlichen Profilquerschnitten gestaltet, die Ufer sind bis auf wenige Bereiche durchgängig gesichert.
Für die Schwarza und die Leitha lässt sich die Geschichte des Wasserbaus bis ins 18. Jahrhundert beschreiben, da es aus dieser Zeit bereits Pläne, Protokolle und schriftliche Quellen für die Regulierungsmaßnahmen gibt. Die Unterlagen belegen die wasserbaulichen Probleme, die trotz aufwendiger Eingriffe über viele Jahrzehnte kaum abnahmen, da sich die Flussdynamik nicht so einfach bändigen lässt.
[Hrsg. vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft; Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Wasserbau; Amt der Burgenländischen Landesregierung, Baudirektion, Referat Flussbau]
Rezensionen
Martin Kugler: Ein Fluss ohne WasserDie Leitha ist kein Gewässer wie andere. Zwei neue, sehr lesenswerte Bücher beschäftigen sich mit den Besonderheiten diese „Flusses voller Merkwürdigkeiten“.
Die Leitha, Österreichs siebtlängster Fluss, ist kein Gewässer wie andere. Das 180 Kilometer lange Gerinne ist vielmehr ein „Fluss voller Merkwürdigkeiten“, merkt der Landschaftsökologe Heinz Wiesbauer in seinem neuesten Buch „Von Schwarza und Leitha“ an. Das betrifft nicht nur ihre politische Bedeutung – war die Leitha doch der namensgebende Abschnitt der Grenzlinie zwischen dem österreichischen („Cisleithanien“) und ungarischen („Transleithanien“) Teil der Habsburgermonarchie.
Auch naturräumlich ist die Leitha mit ihren Zubringern Schwarza und Pitten ungewöhnlich: Sie ist der einzige Wasserlauf im Industrieviertel, der von Süden kommend nicht unmittelbar in die Donau mündet, sondern kurz vorher gen Osten abbiegt. Dort änderte sie vor Jahrtausenden auch schon einmal ihre Fließrichtung. Das Verblüffendste ist, dass der Fluss mancherorts immer wieder trockenfällt. Dies ist einer Mischung aus naturräumlichen und menschengemachten Faktoren geschuldet: Zum einen kommt es im Schotteruntergrund des Steinfeldes zu starker Versickerung; zum anderen wird seit dem 12. Jahrhundert Wasser über den künstlich gegrabenen Kehrbach ausgeleitet – ohne den Wiener Neustadt nicht überlebensfähig gewesen wäre.
Ähnlich wie in seinen früheren Flussbeschreibungen, z. B. von Ybbs, Traun, Traisen oder Salzach, zeichnet Wiesbauer insbesondere die Geschichte der flussbaulichen Maßnahmen nach, die zwecks Hochwasserschutz, Sicherung von Kulturland und Nutzung der Wasserkraft, zur Bewässerung oder zum Ausbau als Transportweg durchgeführt wurden. Einmal mehr kommt man dabei zum Schluss, dass es trotz aufwendiger Eingriffe nur sehr schwer gelang, die Flussdynamik zu bändigen. Und dass dabei viele Biotope zerstört wurden, deren Renaturierung heute viel Mühe macht. […]
(Martin Kugler, Rezension in der Presse, online veröffentlicht am 6. April 2024)
https://www.diepresse.com/18330077/ein-fluss-ohne-wasser
Thomas Hofmann: Links und rechts der Leitha: Zwei Sichtweisen
Im Osten Österreichs verbindet und trennt die Leitha seit Jahrhunderten Länder und Territorien – beiderseits des Grenzflusses wurde(n) Geschichte(n) geschrieben
Im Osten Niederösterreichs, im Norden des Burgenlandes und im Westen Ungarns ist kein Fluss so prägend wie die Leitha. Das Gerinne gibt dem langgezogenen Leithagebirge ebenso den Namen wie dem hellweißen Leithakalk. Gemeinden und Orte wie Bruck, Götzendorf, Neufeld, Trautmannsdorf oder Wimpassing liegen „an der Leitha“. Dass hier der Fluss das Sagen hat, zeigt sich in der Bezeichnung Transleithanien und Cisleithanien. Letzterer steht – vereinfacht – für das heutige Österreich, Transleithanien wiederum deckt den östlichen Teil Österreich-Ungarns ab, also Ungarn. Diese Begriffe wurden in der Monarchie ab 1867 verwendet. „Damit wird auch auf ihre jahrhundertelange Grenzfunktion zwischen den Babenberger beziehungsweise habsburgischen Erblanden und dem Königreich Ungarn hingewiesen“, erläutern einleitend Wolfgang Fingernagel und Manfred Pregartbauer in ihrem Buch „Lebensader Leitha – Eine Flussbiographie“ die historische Bedeutung des 180 Kilometer langen Flusses im Osten Österreichs. […]
Die Leitha, „stets an den Rand gedrängt“
Heinz Wiesbauer, seines Zeichens Ziviltechniker für Landschaftsplanung und -pflege, beginnt die Einleitung seines reich bebilderten Buches „Von Schwarza und Leitha – Eine ungewöhnliche Flussgeschichte“ mit einem historischen Zitat von Friedrich Uhl (1868). „Ich hätte z.B. vorgestern es kaum wagen dürfen von der Leitha zu sprechen. Es gab ganz einfach gar keine Leitha. (…) Heute gibt es wieder eine Leitha; es hat stark und anhaltend geregnet in den Alpen und die nasse Grenze ist wieder zwischen uns und unsern Nachbarn hergestellt.“ Damit wird auch der Charakter des Buches bestimmt, der eine umfassende, exzellent recherchierte Geschichte des Flusses samt Naturraum darstellt, mit einem Schwerpunkt auf historischem Kartenmaterial. Zunächst geht es um die Geologie von Schwarza, Pitten und Leitha samt deren buntem Einzugsgebiet (Seite 14f.). Hier erfährt man auch etwas über die Richtungsänderung der Leitha, die zunächst bei Fischamend in die Donau floss.
Hydrologie und wasserbauliche Eingriffe
Ausführlich werden auch die frühen Nutzungen der Gewässer behandelt, die neben Wasserkraft auch, wie im Falle des Kehrbaches, der Wasserentnahme dienten. Ebenso werden die Holztrift und der Wiener Neustädter Kanal hier beleuchtet. Im Kapitel Hydrologie (Seite 71) werden neben den Versickerungen der Leitha auch außergewöhnliche Hochwässer (Seite 84) mit wissenschaftlicher Exaktheit angeführt. Ausführungen über wasserbauliche Eingriffe, verbunden mit den Veränderungen der Flusslandschaft auf der einen Seite und Revitalisierungsmaßnahmen auf der anderen Seite, zeigen jenes Spannungsfeld auf, in dem sich viele Flüsse befinden.
Die Leitha ist Teil eines von der EU geförderten Life-Projekts, das bis 2027 läuft. Zum einen geht es um die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen, zum anderen ist die Eigendynamik des Flusses ein Thema. Fischaufstiegshilfen sollen die freie Wanderung der Fische wieder ermöglichen.
Fazit: […] „Von Schwarza und Leitha“ von Wiesbauer ist eine verständliche wissenschaftliche Darstellung, die mit reichem historischem Bild- und Kartenmaterial samt Glossar, in dem jeder Flussabschnitt im Detail erklärt wird, überzeugt.
(Thomas Hofmann, Rezension in seinem Blog „Erlesenes Wissen“ am DerStandard-Website, veröffentlicht am 19. April 2024)
https://www.derstandard.at/story/3000000214372/links-und-rechts-der-leitha-zwei-sichtweisen
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Die Traisen
Die Ybbs
salzach · macht · geschichte
Traun im Fluss