Od jutra do noći | Vom Morgen bis zum Abend
Knjiga o pendlanju | Ein Buch über das Pendeln
Dorothea Zeichmann, Manfred Horvath
ISBN: 978-3-99126-080-6
28×24 cm, 160 Seiten, zahlr. vierfärbig gedr. Abb., Hardcover m. Schutzumschl. | Text kroatisch & dt.
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Kurzbeschreibung
…U svojoj dibljoj dimenziji predstavljaju pjesme simbol žitka i u njem človika kot putnika. U jaki slika služi se pjesnikinja različnimi kontrasti kot npr. svitlost i škurina, jutro i noć, mladost i starost, neobičnimi metaforami, ponavljanji i nabrajanji. Dominantni motiv je jurenje vlaka krajinom, ka sa svojimi polji, grmljem i stabaljem leti mimo oblokov…
(Ivo Sučić)
…In ihrer tieferen Dimension sind diese Gedichte wohl auch als Sinnbilder des Menschen unterwegs zu verstehen. Starke sprachliche Bilder, Stilmittel wie Gegensätze, Wiederholungen und Aufzählungen, vor allem die Metapher des dahineilenden Zuges, an dem die Landschaft vorbeifliegt, erhöhen das Tempo und beschwören das Gefühl der Vergänglichkeit und der Unbeständigkeit herauf…
(Johann Szucsich)
[Hrsg. | Izdavač: Kroatisches Kultur- und Dokumentationszentrum | hkdc – Hrvatski kulturni i dokumentarni centar \
Projektleitung: Martin Ivancsics \
Autorin | autorica: Dorothea Zeichmann \
Fotos | fotografije: Manfred Horvath]
Rezensionen
ORF Radio Ö1-»Leporello«: Bilder vom PendelnZigtausende Menschen pendeln täglich vom Land in die Stadt und wieder zurück. Der Eisenstädter Fotograf Manfred Horvath ist mit seiner Kamera mitgefahren. Seine Bilder zeigen Pendlerinnen und Pendler auf dem frühmorgendlichen Weg vom Burgenland nach Wien, die Verkehrsknotenpunkte, die sie passieren und die Landschaften, die täglich an ihnen vorbeiziehen. Im Text-Bildband „Od jutra do noci – Vom Morgen bis zum Abend“ (Bibliothek der Provinz) sind Fotografien von Manfred Horvath und zweisprachige, burgenlandkroatisch-deutsche Gedichte der Autorin und Pendlerin Dorothea Zeichmann abgedruckt.
(Ankündigung zur ORF Radio Ö1-Sendung »Leporello« vom 17. Jänner 2022, Gestaltung des Beitrags: Jakob Fessler)
https://oe1.orf.at/programm/20220117/665892/Fahrten-und-Verbindungen
Gregor Auenhammer: Bis ans Ende der Welt
Von Träumen, die es zu erfüllen gilt, bevor es zu spät ist, handeln einige der neuen Bücher über Mobilität
Bis ans Ende der Welt, „where the streets have no name“, zu fahren, ist einer der Träume, die in unserer – zugegeben saturierten – Welt immer öfter zur Obsession werden. Auf der Suche nach dem Ursprünglichen, dem Echten, Authentischen …
[…] All das sind Wünsche, von denen das Gros der Menschen, global betrachtet, aber leider nur träumen kann. Einigen dieser Zeitgenossen haben Dichterin Dorothea Zeichmann und Fotograf Manfred Horvath ein überraschendes, sehr sensibles, bisweilen melancholisches Album gewidmet. Sie begleiteten den Alltag von Pendlern in Bus und Bahn Vom Morgen bis in die Nacht. In stiller Poesie. Träumen wird man ja wohl noch dürfen.
(Gregor Auenhammer, Rezension im Standard-Magazin „Rondo Mobil“ vom 26. März 2022, S. 3)
Fiata: Poesie im Pendler-Alltag
Verse und Vehikel – Auspendler im Fiata | Die Uhr überm Fahrer des „G 1“ zeigt 5:36 – für manche ist dieser Anblick vertraut, andere werden eine Parallelwelt entdecken: Jene der 50.000 burgenländischen Pendler. Ihnen haben Dorothea Zeichmann und Manfred Horvath „Vom Morgen bis zum Abend“ gewidmet.
Gedichte sind nicht das erste, woran man im Frühzug oder dem Pendler-Bus denkt. Die poetischen Betrachtungen Dorothea Zeichmanns kreisen auch nicht um den Alltag der auswärts Arbeitenden. Doch sie wurden alle am Weg zur Arbeit, zwischen Klingenbach und Wien, geschrieben. Bis hin zur letzten Fahrt jedes Menschen kreisen die Verse. Bisweilen blitzt der Schalk auf. Etwa wenn sie von fernen Ländern träumt, in die sie der Zug bringen könnte:
am Ende wache ich auf
statt in Timbuktu
bin ich in Klimpuktu
So nennen die Burgenlandkroaten den Ort Klingenbach. Und das ganze Buch – „Od jutra do noci“ – ist zweisprachig. Denn Pendeln kennt keine Muttersprache. Im Zug sitzen Sopronerinnen neben Mattersburgern und den Einwohnern von Klimpuktu. Dieses gemeinsame Schicksal hat Manfred Horvath, zweiter Autor des Bands, mit seinen elegischen Bildern eingefangen. Oft klingt der Gegensatz zwischen der ruhigen Landschaft, die man zugunsten der hektischen Städte verlässt, auf einen Blick durch.
Denn verklären will das 160 Seiten-Werk vom „Verlag Bibliothek der Provinz“ nichts: 50.000 Burgenländer fahren täglich in ein anderes Bundesland arbeiten – zu ziemlich gleichen Teilen nach Wien und Niederösterreich. Das war schon vor den Schnellbussen und Doppelstockwaggons so; die „Wanderarbeiter“ der Ersten Republik fanden ihr Auskommen auch nicht im Burgenland. Das zeichnen Gabi Tremmel-Yakali und Ines Lukic-Zjajo im Nachwort auf wenigen Seiten, aber sehr lesenswert nach.
(Rezension erschienen im FIATA. Wein · Genuss · Handwerk, Ausg. Frühjahr 2022, S. 12)
https://www.fiata.at/wp-content/uploads/2022/03/FIATA_6-Gesamtheft.pdf#page=12
Gregor Auenhammer: Auf Visit, immer auf Visit
„Als ich früh am Morgen mein Gesicht / mit kaltem Wasser wusch / erblickte ich mich im Spiegel / und sah mein Alter / mein Ende / begriff die Kürze des Lebens / so viel habe ich noch nicht getan / so viel noch nicht vollendet / schau dazu und beeile dich / damit es möglicherweise / nicht zu spät ist.“
Dorothea Zeichmann schlichtet Worte wie Reisigbündel zu Kaskaden, leise, langsam, voll Bedacht. Gemeinsam mit dem Fotografen Manfred Horvath hat sie ein Buch über das Pendeln erschaffen. Was bedeutet das? Unterwegs sein, immer unterwegs sein, immer auf Visit, zu Besuch, nie ankommend, nie zu Hause seiend, nie zur Ruhe kommend.
Vom Morgen bis zur Nacht, diese Überraschung in Buchform, ist ein steter Dialog, in Wort und Bild, zwischen Wort und Bild, zwischen dem, was dazwischenliegt. Und was dazwischenliegt, das zählt, sagt man. Stimmt, oder nicht? Die Melange aus Fotos und Gedichten gerät zur Meditation über das Leben, über Geschwindigkeit und Entschleunigung. Menschen in Zügen, Bussen, Autos, auf Bahnsteigen, Gleise entlangschleichend, sie alle zeigen die Endlichkeit und sind Sinnbild von Repetition, vom Erdulden und Sich-dem-Schicksal-Ergeben. Dennoch existiert ein Leuchten, das vom Aufbegehren kündet, eine Poesie stillen Glücks. Würde man aktuellen politischen Diskussionen Glauben schenken, wäre es so, dass Menschen aus Jux und Tollerei pendeln. Dass der oft propagierte Traum, bis ans Ende der Welt zu reisen, dem Großteil ohnedies verwehrt bleibt, steht auf dem Papier der Realität. Doch entlang des Weges sieht man Menschen abschweifen und dem Alltag entfliehen. „Weine nicht meine Seele / einmal findest du / Ruhe und Frieden.“ Carpe diem!
(Gregor Auenhammer, Rezension im Standard-Album vom 16. April 2022, S. A7)