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Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener

Die Geschäftspolitik der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Kontext der Entwicklung des österreichischen Sparkassensektors

Rudolf Bogensperger
edition seidengasse: Enzyklopädie des Wiener Wissens

ISBN: 978-3-99028-613-5
21,5×15 cm, 288 Seiten, m. Abb., Hardcover
24,00 €
Lieferbar

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Leseprobe (PDF)



Kurzbeschreibung

Viele Wienerinnen und Wiener verbinden mit der Zentralsparkasse nostalgische Erinnerungen an den Sparefroh oder den Weltspartag. Die gemeinnützige Sparkasse hat das Wiener Kultur- und Alltagsleben jahrzehntelang geprägt.
Zu den weniger bekannten Aspekten der Geschichte der Zentralsparkasse zählt etwa ihre Rolle in den österreichischen Banken- und Finanzkrisen der Zwischenkriegszeit oder ihre Pionierleistung bei der Einführung von Gehaltskonten.
Mit der Liberalisierung im österreichischen Kreditwesen seit den 1970er Jahren wurde aus einer Wiener Gemeindesparkasse schrittweise ein europäischer Finanzkonzern. Die öffentlichen Haftungen der Gemeinde Wien für die Sparkasse wurden vor diesem Hintergrund zum politischen Thema. Gerade angesichts aktueller Diskussionen über öffentliche Haftungen für Geldinstitute – Stichwort Hypo Alpe Adria – ist es interessant zu sehen, wie die Zentralsparkasse bzw. die Bank Austria und die Stadt Wien mit dieser Frage umgegangen sind.


Die Gründung der Zentralsparkasse erfolgte relativ spät, da in den ehemaligen Vorortgemeinden bereits Sparkassen existierten, die eine Konkurrenzierung bzw. den Verlust ihrer Selbständigkeit aufgrund der Neugründung befürchteten. Auch die Frage des Geschäftskreises der Sparkasse blieb lange umstritten; erst 1905 konnten in beiden Fragen Kompromisse erzielt werden, die es der Sparkasse ermöglichten, Anfang 1907 ihren Betrieb aufzunehmen.
Bis 1955 blieb der Geschäftskreis der Sparkasse im Wesentlichen unverändert, allerdings wurde das Filialnetz mehrfach erweitert. Erstmals erfolgte dies im Rahmen von Fusionen mit den Kommunalsparkassen 1922/23 bzw. 1925. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurden zahlreiche Filialen neu eröffnet. 1938/39 kam es im Zuge der Schaffung von Groß-Wien zur Fusion mit den Sparkassen der Umlandgemeinden. Diese Maßnahme kompensierte den Einlagenabfluss, der durch die Vertreibung und Enteignung der Wiener Juden ausgelöst wurde. In der Zeit von 1945–1955 stand der Wiederaufbau des bestehenden Filialnetzes der Zentralsparkasse im Vordergrund. Zugleich wurden die betrieblichen Abläufe rationalisiert und in großem Umfang Personal abgebaut. Damit konnte sich die Zentralsparkasse trotz der kriegsbedingten Währungs- und Wertpapierabwertungen in Eigenregie, ohne staatliche Zuschüsse sanieren.
In der Zeit von 1955 bis 1979 wurde der Geschäftskreis der Zentralsparkasse stark ausgeweitet. Das rasche Wachstum ermöglichte den Aufstieg der Zentralsparkasse zu einem der größten österreichischen Geldinstitute. Auch das Auslandsgeschäft gewann rasch an Bedeutung. Die traditionelle Spendengewährung wurde forciert. Insbesondere die Förderung der Wiener Kunst- und Kulturszene wurde zum Markenzeichen der Zentralsparkasse.
Auch die Zentralsparkasse blieb von den zunehmenden Konzentrationstendenzen innerhalb des österreichischen Finanzsektors seit den 1980er Jahren nicht unberührt. Zunächst kam es zur Fusion mit – teilweise finanziell angeschlagenen – Regionalsparkassen. 1991 fusionierte die Zentralsparkasse schließlich mit der Länderbank. Das neue Institut gab sich den Namen Bank Austria, blieb jedoch weiterhin eine Gemeindesparkasse, für deren Verbindlichkeiten die Stadt Wien haftete. Die Fusion mit der Länderbank kann ebenso wie jene mit der Creditanstalt 1997 als erfolgreich angesehen werden. Als Abschluss der Integration von Zentralsparkasse, Länderbank und Creditanstalt kann die Vereinheitlichung der unterschiedlichen dienstrechtlichen Regelungen 2004/05 angesehen werden.
Die Haftungsübernahmen durch die Stadt Wien waren bereits 2001 eingestellt worden. Die Bank Austria hatte dadurch das wesentliche Merkmal einer Gemeindesparkasse verloren.

[Enzyklopädisches Stichwort]




[edition seidengasse · Enzyklopädie des Wiener Wissens, Bd. XXVI : Zentralsparkasse |
Begründet 2003 und hrsg. von Hubert Christian Ehalt für die Wiener Vorlesungen, Dialogforum der Stadt Wien]


Rezensionen
Alfred Paleczny: [Rezension]

In der in Österreich leider ziemlich vernachlässigten Unternehmensgeschichte nehmen die Darstellungen der Banken und Sparkassen eine Ausnahmestellung ein, weil in den letzten zwölf Jahren neben den üblichen Festschriften auch eine Reihe von bankhistorischen Darstellungen erschienen sind. Die Autoren sind allerdings meist ehemalige Führungskräfte der Kreditwirtschaft, die sich bemühen, ihr jeweiliges Institut in ein positives Licht zu rücken und Kritik ihrer Bankpolitik vermissen lassen. Das trifft auch auf die bisher einzige Geschichte der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien zu, die ihr letzter Generaldirektor René Alfons Haiden unter dem bezeichnenden Titel „Die Z – eine Wiener Erfolgsgeschichte“ herausgegeben hat.

Der junge Historiker Rudolf Bogensperger hat basierend auf seiner Diplomarbeit eine weitere Geschichte dieser Sparkasse geschrieben, die das Naheverhältnis zwischen Politik und Wirtschaft kritisch analysiert. Dabei spannt er den Bogen von der Vorgeschichte der 1907 realisierten Gründung über die Entstehung der Bank Austria 1991 bis zum Austritt der Bank Austria aus dem Sparkassenverband 2004. Er verliert dabei nie den Zusammenhang, in dem diese Sparkassen im Sparkassensektor stand und hat wichtige Primärquellen, etwa die Sitzungsprotokolle des Kuratoriums der Zentralsparkasse bis 1922, des Reichsverbandes (später Hauptverbandes) der Sparkassen bis 1934, des Wiener Gemeinderates und der Wiener Sparkassenaufsicht bis etwa 1970 zum Großteil erstmals ausgewertet.

Bogensperger beschreibt zunächst die Konflikte zwischen den – an dieser kommunalen Sparkassengründung uninteressierten – Liberalen, der Lueger-Partei und den bestehenden Wiener Kommunalsparkassen, die an einer übermächtigen Konkurrenz ebenfalls nicht interessiert waren. Sie gingen dann auch 1923 und 1925 in der Zentralsparkasse auf.

Weiters zeigt Bogensperger für die Jahre der Monarchie die oft gravierenden Meinungsunterschiede zwischen dem operativ tätigen Sparkassenleiter Heinrich Ernest Brand und den übergeordneten Quasi-Eigentümern, den Wiener Bürgermeistern und dem Gemeinderat. Die christlichsoziale Gemeindeverwaltung wollte „ihre“ Sparkasse für die Vergabe von billigen Krediten an politisch nahestehende Gruppen verwenden, während Brand eine eigenständigere Politik bevorzugte, die eher auf Stärkung des Eigenkapitals und Erschließung neuer Geschäftsfelder ausgerichtet war.

Auch in der Ersten Republik stand die Zentralsparkasse (Z) als Sparkasse des „Roten Wien“ und größte Gemeindesparkasse im Zentrum vieler Auseinandersetzungen mit den meist deutschnational eingestellten Vereinssparkassen und dem Reichsverband der Sparkassen. Ursache dafür waren meist die damals häufigen Finanz- und Bankenkrisen. Teilweise wurden die Konflikte öffentlich ausgetragen, etwa bei der Abwicklung der Centralbank der Deutschen Sparkassen.

Breiten Raum widmet Bogensperger der Einbindung des ehemaligen Gewerkschaftschefs und Innenministers Franz Olah in die Geschäfte der Z unter anderem bei der Finanzierung der Kronen-Zeitung mit Sparbüchern seiner Gewerkschaft, die letztlich zur Ablöse des damaligen Z-Generaldirektors Josef Neubauer 1969 führte. Neubauer war es trotzdem gelungen, aus der Z ein modernes Kreditinstitut zu machen; unter seiner Führung legte er die Basis für die „goldenen“ Jahre der Z bis zur Fusion mit den verstaatlichten Aktienbanken, der Länderbank und der Creditanstalt in den 1990er Jahren.

Die Rolle der Z bei diesen politisch umstrittenen Fusionen wird ausführlich geschildert, allerdings aufgrund der geltenden Archivsperren nur auf Basis öffentlich zugänglicher Quellen.

Weniger ausführlich wird die Zeit der nationalsozialistischen Besetzung Österreichs behandelt. Für diese Jahre gibt es bereits eine ausführliche Darstellung des Historikers Theodor Venus. Die Rolle der Sparkassen bei der Finanzierung der NSDAP und des Zweiten Weltkrieges bleibt dennoch ein Forschungsdesiderat. Für die Friedensjahre des 20. Jahrhunderts hat Bogensperger aber mit diesem Buch eine wichtige Lücke in der Bankengeschichte geschlossen.

(Alfred Paleczny, Rezension in: Wiener Geschichtsblätter, 72. Jg./ 2017, Heft 1, S. 92 f.)


Die Presse: Die Wiener Zentralsparkasse war ein Erfolgsmodell

Die hüb­sche Ge­schich­te von den Schild­bür­gern mit der Pri­va­ti­sie­rung der Bu­wog zu ver­glei­chen, ist un­fair, ob­wohl na­he­lie­gend. Und das Mär­chen vom Hans im Glück, der letzt­lich statt Gold nur noch ei­nen Mühl­stein sein Ei­gen nann­te, ver­bie­tet sich als Ver­gleich mit den Vor­gän­gen rund um die Zen­tral­spar­kas­se der Stadt Wi­en. War­um? Weil es hier um ein wis­sen­schaft­li­ches Werk geht, um Wer­den und Ver­ge­hen der einst so be­kann­ten wie be­lieb­ten Z. 1907 nahm sie ih­ren An­fang, nach­dem al­le müh­sa­men Über­nah­men der Kom­mu­nal­spar­kas­sen in den ein­ge­mein­de­ten Vo­r­or­ten end­lich ab­ge­schlos­sen wa­ren. Die Z war ein Er­folgs­mo­dell, wie der Au­tor treff­lich nach­weist. Sie über­leb­te zwei Welt­krie­ge und war ab 1955 ei­nes der größ­ten ös­ter­rei­chi­schen Geld­in­sti­tu­te. Sie för­der­te die Wie­ner Kunst- und Kul­tur­sze­ne und bot – ganz ne­ben­bei – po­li­ti­schen Funk­tio­nä­ren der do­mi­nie­ren­den Stadt­par­tei ein Re­fu­gi­um.

Das Fu­si­ons-Rin­gel­spiel
Das trau­ri­ge En­de die­ser groß­ar­ti­gen Spar­kas­se (der Spa­re­froh hat gott­lob über­lebt) um­schreibt der Au­tor recht ein­fühl­sam: „Auch die Zen­tral­spar­kas­se blieb von den zu­neh­men­den Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen in­ner­halb des ös­ter­rei­chi­schen Fi­nanz­sek­tors seit den 1980er Jah­ren nicht un­be­rührt.“ 1991 fu­sio­nier­te die Z mit der „ro­ten“ Län­der­bank. Das neue In­sti­tut hieß Bank Aus­tria, blieb je­doch wei­ter­hin ei­ne Ge­mein­des­par­kas­se, für de­ren Ver­bind­lich­kei­ten die Stadt Wi­en haf­te­te. Die­se Haf­tung en­de­te 2001, weil sie wahr­schein­lich von der EU so­wie­so ver­bo­ten wor­den wä­ren. Da hat­te die BA be­reits die stol­ze Cre­dit­an­stalt in ei­nem Über­ra­schungs­coup über­nom­men. Den nach­fol­gen­den Ver­kauf an die HBV und letzt­lich das Auf­ge­hen in der ita­lie­ni­schen Uni­Credit hat der vor­letz­te CA-Ge­ne­ral­di­rek­tor, Han­nes An­d­rosch, erst kürz­lich als „Hoch­ver­rat“ an­ge­pran­gert. Das sieht Ru­dolf Bo­gen­sper­ger nicht ganz so krass. Schließ­lich han­delt es sich um ei­ne wis­sen­schaft­li­che Ab­hand­lung.

(Rezension in der Presse vom 3. Juni 2017, S. 27)



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